Foto Vogel
77 Jahre Fotografie in Mönchengladbach

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Scannen/Digitalisieren von Negativen (Großformatnegative, Planfilme oder Glasplatten) - mit Flachbettscanner ohne Durchsichteinheit


Foto Vogel in Mönchengladbach heute:

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Digitalisieren von Großformat-Negativen (Planfilmen) mit einem handelsüblichen Flachbettscanner

von Jens Vogel (Januar 2018)

Mit den bei vielen handelsüblichen Scannern als Zubehör mitgelieferten Aufsätzen kann man nur Kleinbild-Negative, bei einigen Scannern auch Negative bis zu 6x6 bzw. 6x9 cm scannen.

Wie kann man aber auf einfache Weise und ohne große Kosten großformatige Negative scannen?

Im Archiv der Firma Foto-Vogel befinden sich fast ausschließlich Negative - als Film oder Glasplatte - mit Formaten von 9 x 12 cm, 13 x 18 cm, 18 x 24 cm oder noch größer. Die Digitalisierung durch Firmen, die im Internet ihre Dienste anbieten, kann sehr kostspielig werden, besonders wenn es sich um ein umfangreiches Archiv handelt.

Hier wird ein von uns erprobtes Verfahren vorgestellt, mit dem man mit einem handelsüblichen DIN-A-4-Scanner großformatige Negative einscannen kann und dabei erstaunlich gute Ergebnisse erzielt. Eine anschließende Nachbearbeitung mit einem Bildbearbeitungsprogramm ist allerdings unumgänglich.

Zum Scannen von Negativen benötigt man eine starke Lichtquelle, die von oben die Negative durchleuchtet. Nach diesem Prinzip arbeiten auch die Aufsätze, die bei vielen Scannern als Zubehör mitgeliefert werden. Bei Verwendung der Aufsätze wird automatisch die Lichtquelle des Scannerschlittens, also die Beleuchtung von unten, ausgeschaltet.

Da dies beim "normalen" Scannen nicht möglich ist, muss die Lichtquelle von oben sehr stark sein, damit die interne Lichtquelle des Scanners überstrahlt wird und der Scannerkopf trotzdem die durch das Negativ kommenden Lichtunterschiede erfassen kann. Gleichzeitig muss die Lichtquelle großflächig abstrahlen, um eine gleichmäßige Durchleuchtung des gesamten Negativs zu errreichen. Dies wird erreicht durch eine Milchglasscheibe (oder eine matte Acryl-Platte), die die Funktion eines Diffusors übernimmt.

Bei unseren ersten Versuchen vor einigen Jahren hatten wir als Lichtquelle einen Fluter mit einem 150 Watt Halogen-Stab verwendet. Der Fluter befand sich im Abstand von circa 30 - 40 cm senkrecht über dem Scanner. Der Nachteil einer solchen Lichtquelle ist, dass sie sehr heiß werden kann. Deshalb war es wichtig, die Lichtquelle bei aufgelegtem Negativ nur für den eigentlichen Scannvorgang eingeschaltet zu lassen. Die fotografische Schicht des Films hätte sonst geschädigt werden können.

Inzwischen sind neue LED-Lichtquellen entwickelt worden und preiswert im Handel zu bekommen. Für unsere Zwecke haben wir eine LED-Lichtwanne der Firma EGLO im Baumarkt für circa € 25.- gefunden, die sich als sehr viel bessere Lichtquelle herausgestellt hat (Abbildung rechts). Die LEDs haben bei nur 20 Watt (Energieersparnis) eine sehr hohe Lichtausbeute von 2300 Lumen, eine geringe Wärmeabstrahlung und die Wannenbauweise mit dahinter liegenden mehreren LED`s sorgt für eine großflächige und gleichmäßige Lichtabstrahlung. Auch größere Negative werden voll durchleuchtet. Das wannenförmige Lampengehäuse wurde auf die vorher benutzteStehlampe montiert, die jetzt als Stativ fungiert (siehe Abbildung rechts), sie kann so leicht über dem Scanner in alle Richtungen justiert werden. Alternativ lässt sich leicht aus einer Holzplatte ( ca. 40 x 40 cm) mit vier Füßen (ca. 30 cm hoch) ein "Hocker" bauen, an dessen Unterseite man die LED-Lichtwanne anschraubt. Darunter stellt man den Scanner, die Scannerscheibe befindet sich dann ca. 18 - 20 cm unter der LED-Wanne.

Damit das Licht diffus über die Negativfläche verteilt wird und keine Reflexionen auftreten, wird eine Milchglasscheibe (oder eine matte Acrylplatte - gibt es beim Glaser bzw. im Baumarkt) von oben auf das Negativ gelegt. Um zu verhindern, dass seitliches Licht in den Scannerkasten eindringt, welches zu störenden Reflexionen führen kann, schneidet man sich aus schwarzem Karton eine Maske mit einem Ausschnitt in der Größe des Negativs und deckt die Ränder der Scannerfläche damit ab. Die Größe der Milchglasscheibe entspricht der Scanneroberfläche (DIN-A-4), dann kann man eine Scheibe für alle Filmgrößen verwenden.
Die Milchglasscheibe bewirkt, dass sich das Negativ nicht wölben kann, es muss plan auf der Scannerscheibe liegen (Schärfe !). Das Negativ sollte mit der Schicht nach oben zeigen, weil dann das gescannte Bild direkt seitenrichtig abgebildet wird.
Die "Schicht" ist meistens etwas matter und deshalb gut zu erkennen. Planfilme haben in der Regel eine Kerbe an einer Ecke der kürzeren Seite. Wenn diese sich oben rechts befindet, zeigt die Schicht zum Betrachter hin.

Dass man die kostbaren Negative pfleglich behandeln sollte (Stoffhandschuhe benutzen, nur am seitlichen Rand anfassen), versteht sich von selbst. Sinnvoll ist es, die Negative vor dem Einscannen mit einem Antistatik-Tuch (damit behandelt man auch Schallplatten vor dem Abspielen !) vorsichtig von Staub befreien. Das erspart auch eine anschließende aufwändige Retusche mit dem Bildbearbeitungsprogramm.

Man scannt im Farbmodus, auch wenn es sich um ein Schwarz-Weiß Negativ handelt. Erst später nach der Umwandlung zum Positiv mit dem Bildbearbeitungsprogramm geht man in den Schwarz-Weiß-Modus.
Die Auflösung des Scanns (dpi-Wert; Dots per Inch; 1 Inch = 2,54 cm) hängt davon ab, was man anschließend mit dem Bild machen möchte.

Hier ein Beispiel für die optimal zu wählende Scanauflösung:
Will man nach dem Scan ein pixelfreies Foto ausdrucken lassen, muss man berücksichtigen, dass im Fotodruck (Offset) eine Auflösung von 300 dpi gefordert ist. Scannt man z.B. ein 9 x 12 cm großes Negativ mit 300 dpi, kann man ein qualitativ gutes (nicht "pixeliges") Druckergebnis nur in der gleichen Größe eben 9x12 cm erwarten. Will man eine Vergrößerung des Bildes drucken lassen, z.B. im Format 36 x 48 cm, das also vier Mal größer als das Negativ ist, muss man auch mit der vierfachen Auflösung scannen, also mit 1200 dpi. Man kann sich einen Faktor (f) berechnen, mit dem man die Größe der Vorlage (Negativ oder Bild) multiplizieren muss, um die Bildgröße zu berechnen, die mit noch guter Qualität zu drucken ist. (Dies gilt natürlich nur für den Fotodruck. Bei Bildern für das WEB reicht eine geringere Auflösung, z.B. von 72 dpi.)

Der Faktor f berechnet sich mit Scanauflösung geteilt durch Druckauflösung, also in unserem Fall 1200 dpi geteilt durch 300 dpi. Das Ergebnis ist 4. Die maximale Bildgröße mit guter Druckqualität bei 300 dpi ist dann:

4x 9x12 = 36x48cm.

Ein 6x6 cm oder 6x9 cm Negativ (Mittelformat 120er Rollfilm) muss man also mit sehr viel höherer Auflösung einscannen,(z.B. 2400 dpi , Faktor = 8) wenn man anschließend ein stark vergrößertes Bild drucken möchte. Dies ist auch der Grund, warum man Kleinbildnegative (24x36mm) am besten mit 4800 dpi (oder noch höher) einscannen sollte.

Mit dem Bildbearbeitungsprogramm optimiert man dann das gescannte Negativ:

1. "Umkehren", man erhält ein erstes Positiv, qualitativ noch wenig überzeugend.

2. Danach wechselt man in den Graustufenmodus und korrigiert Gradation, Belichtung (Gammafaktor), Helligkeit und Kontrast nach Empfinden. (Vor allem der Kontrast muss stark erhöht werden!) Danach solte man noch "retuschieren", um so vorhandene Verunreinigungen von Staub und kleinen Härchen zu entfernen. Eine anschließende "Tonung" (z.B. Sepia, "Schwefeltonung", im Colormodus!) gibt der Fotografie eine zusätzliche "spezielle Note".

Wie die hier gezeigten Beispiele zeigen, sind die Ergebnisse sehr zu-friedenstellend, selbst bei anschließender starker Vergrößerungen auf z.B. 60x70 cm (Posterformat) . Auf diese Weise wurden besonders erhaltenswerte Fotografien aus dem Firmenarchivs (insgesamt mehrere Tausend Planfilme bzw. Platten) digital archiviert. Im Netz zu findende Kommentare, dass ein Scannen auf diesem Wege nicht zu empfehlen sei, sind absolut nicht nachvollziehbar.

Die nebenstehende Fotografie ist von Hans Vogel und entstand circa 1912. Das Negativ ist eine Glasplatte im Format 13 x 18 cm.

Das hier zur Demonstration des Scannens verwendete alte Negativ zeigt ein Gebäude in einer Karl-Theodor-Strasse. Erst 2023 konnte durch die Mithilfe eines Besuchers dieser Seite der Ort und das dargestellte Gebäude identifiziert werden. Die Straße gibt es heute noch mit gleichem Namen, sie liegt in Frankenthal in der Pfalz, das Gebäude im Hintergrund ist die protestantische Zwölf-Apostelkirche in Frankenthal. Die Gebäude links vor der Kirche stehen heute nicht mehr, die Kirche selbst wurde im Krieg schwer getroffen und der Kirchturm wurde beim Wiederaufbau stark verändert, statt der ursprünglichen spitzen Form hat er heute eine runde Kuppel.

https://de.wikipedia.org/wiki/Zw%C3%B6lf-Apostel-Kirche_(Frankenthal)

 


Die bewährte Lichtquelle: LED-Wanne
(ca. 28 x 28 cm) hier montiert auf Stehlampe.



Led Wanne der Firma EGLO
(Baumarkt September 20)

Scannen eines 9x12 cm SW Negativs mit einer LED Lichtwanne. Negativmasken aus schwarzer Pappe mit seitlichen Streifen zur Abdeckung


Das Negativ. Originalgröße: 13 x 18 cm. Die Orangetöne ergeben sich aus
der "Farbtemperatur" der Strahlerlampe.


Das Positiv nach der Bearbeitung (Schwarz-Weiß-Modus, nicht retuschiert)


Negativ Glasplatte 13x18 cm "Blankenhorn´s Weinstube"


Eine weitere alte Fotografie, die die Weinstube Blankenhorn zeigt und eine daneben liegende Bäckerei und Viktualienhandlung L.Lenz.

Auch hier sind der Ort und die Straße unbekannt.
Eine Verbindung zu dem bekannten Weingut Blankenhorn im Margräfler-Land besteht nicht.
(dies wurde bereits recherchiert)

Wer weiß etwas über diese Gebäude und den Ort, in dem sie stehen oder standen?

Ein weiteres sehr schönes Beispiel für das hier beschriebene Scanverfahren mit sehr gutem Ergebnis zeigt das untenstehende Portrait einer alten Dame aus dem Jahr 1945. Das Positiv wurde nach der Retusche im Colormodus getont.

Negativ 9 x 12 cm

 

 

Positiv: Retuschiert und getont.